Sonntag, 2. Oktober 2011

Ich gebe auch keine Antwort auf das wo.

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Ihre Haut ist kalt. Eiskalt. Sie sitzt im strömenden Regen. Dicke Tropfen prasseln auf sie herab und haben längst ihr dünnes Hemd durchweicht. Sie ist triefend nass und ihre langen Haare hängen dunkel und stumpf an ihr herab. Sie sitzt im Dunkeln und weint. Ihre Brust zittert heftig und ihre Finger graben sich tief in ihre Arme, die sie fest umklammert hält und um ihre Knie geschlungen hat. Ihre Haut ist kreidebleich und ihre Augen sind leer. Leblos. Alles an ihr ist leblos und schwach. Als wäre jeder Lebensgeist aus ihr entwichen.
Sie sitzt einfach nur da und starrt in die Finsternis, völlig durchnässt.
Stechende Worte hallen wie leere Echos durch ihren Kopf, prallen an den Wänden ab und reisen tiefe Risse in ihre Mauern. Zu tief. Ihr Fundament bebt als wüte ein furchtbarer Sturm in ihrem Innern und alles droht einzubrechen.
Ein Fehler! schreit es in ihrem Kopf und sie presst sich die Handflächen auf die Ohren, immer stärker, bis ihre Handgelenke schmerzen. Die Schreie werden immer lauter. Du bist ein Fehler! Und ihre Arme sacken kraftlos zu Boden. Stumme Schreie überhört man nicht. Sie sind die lautesten. Sie brennen sich unter die Haut und nisten sich in den Wunden ein, die sie auftun mit ihrer unheimlichen Wucht. Sie sind wie Messer die sich immer tiefer ins Fleisch drehen, tiefer, immer tiefer. Sie sind das Blut das über die Trümmerteile einer weiteren Mauer rinnt und im Dreck versickert. Sie sind das vergessen Salzkorn unter der Kruste das brennt, wenn man sich erinnert und alles wieder aufbrechen lassen kann, wenn man es berührt.
Bilder jagen ihr durch den Kopf, jedes einzelne rennt an ihr vorbei und lacht sie aus. Alle sind schwarz. Sie kann sich an nichts erinnern. Sie fühlt jedes Wort, das sich durch sie hindurch bohrt, fühlt jeden Schmerz, wie er sich um sie schlingt und sie erdrückt, sie fühlt wie die Angst ihr die Luft abschnürt und sie kann sich immer noch schreien hören, jedes Messer das sie geworfen hat fühlt sie immer noch auf ihrer Lippe, schmeckt das Blut, das zurück gespritzt ist als ihre Worte trafen. Aber die Bilder sind schwarz. Sie kann sich an nichts erinnern.
Alles was nach solchen Momenten bleibt ist die Leere.
Tief und bodenlos.
Leere und Dunkelheit.
An diesen Orten gibt es keine Lichter. Dort ist niemand der sie zündet. Keine Leuchtfeuer. Nichts als Nacht. Pechschwarz und kalt. Dort ist niemand der sie rettet. Es war nie jemand dort. An diesen Orten ist sie immer alleine. Sie ertrinkt alleine, sie fällt alleine, sie zerbricht alleine. Das war immer so. Dort gibt es keine Hand, die man greifen kann. Niemand, der einen Hilferuf hören könnte.
Diese Orte sind trostlos und einsam. Niemand außer ihr kennt den Weg dort hin. Zu diesen Orten an denen sie stirbt. Sie stirbt innerlich jedes Mal ein kleines bisschen wenn sie dort hin kommt.
Wenn man nicht spricht, wenn man nichts erzählt, wenn man alles erträgt um die, die man liebt zu schützen, dann erschafft man sich Orte an denen man schwach sein darf. An denen man an all dem zerbrechen darf was keiner weiß. An den Messern, mit denen man selbst zu sticht und an denen, die man spürt, wenn sie treffen.
Sie sitzt dort auf dem kalten Asphalt und der Regen löst sie auf. Spült das Blut fort und den Schmerz. Damit sie wieder schlafen kann und alles vergisst um so zu lieben wie am letzten Morgen.
Es ist mitten im Winter und sie zerbricht auf offener Straße. Wieder ein Stück ihrer Seele das zerfetzt in einem Graben liegt.
Der Regen spült alles fort.
Am Ende der Straße wird es hell. Ein Schatten, mit einer Laterne in der Hand.
Es kommt jemand um sie zu retten.Ein Lichtblick.

2 Kommentare:

  1. Mein Engel, das ist so schön geschrieben. :'|

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  2. ich weise ganz unauffällig darauf hin, dass dieser text und alle rechte daran nicht nur mir, sondern zusätzlich zu deinem pech auch noch einem verlag gehören, der das veröffentlichen wird. du stehst also echt ziemlich beschissen da. frag mal deine eltern wie das gesetz zu raubes geistigem eigentum steht. der leibe gott wird gnade wallten lassen, wenn ich dich in kwick zufällig gefunden habe, aber das gesetz nicht. ich geb dir also genau eine chance alles von mir in deinem blog zu löschen. alles. sonst wandern deine daten zur polizei. und galub mir, dort bist du nicht alleine. von menschen wie dir hab ich die schauze so gestrichen voll.

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